
Der Traum des Ötztaler Radmarathon und seine Gerüchteküche
Seit nun über 20 Jahren bin ich Ausdauersportler und nehme seit 2003 vor allem an Radrennen teil. Dieses Jahr konnte ich nun meinen 10. Ötztaler Radmarathon erfolgreich beenden, davon die letzten 3 in Folge unter den Top 10. (2014: 8. Platz, 7:17h / 2015: 7. Platz, 7:14h / 2016: 6. Platz, 7:07h).
Solche Ergebnisse sind nur durch mein konstantes und strukturiertes Training über Jahre hinweg möglich, trotz Vollzeitarbeit, nebenberuflichem Masterstudium, nebenberuflicher Trainertätigkeit und Familie – aber durchaus unter Verzicht auf gewisse andere Dinge. Sehr oft komme ich mit recht wenig Schlaf aus, um vor allem Zeit mit meiner geliebten Familie zu verbringen, welche wegen meinem Hobby nicht auf mich verzichten soll. Da aber meine Familie hinter mir steht und mein Hobby auch ihr Hobby ist, begleitet sie mich immer, egal wohin die Renntermine uns bringen.
Der Radsport ist wirklich eine schöne Sache, der Spaß macht und Menschen verbindet, aber diverse Gerüchte, Unterstellungen und Behauptungen nerven mich immer wieder und machen aber vor allem auch den Radsport ganz allgemein gesehen kaputt.
Zugegeben, insgeheim habe ich mich schon auch oft selbst gefragt wie eine Zeit beim ÖRM unter 7:15 Stunden möglich ist, Rundumschläge und Doping-Unterstellungen habe ich aber immer unterlassen, da es natürlich immer Ausnahmetalente gibt. Zusätzlich weiß ich auch von Teilnehmern mit einem Zeitergebnis von unter 7:15, die sich in Vollzeit (also ohne Vollzeitarbeit nebenher) akribisch auf den Ötztaler vorbereitet haben und professionelles Training bereits über Jahre hinweg betreiben. Fährt man ein italienisches Trikot steht man ohnehin unter Generalverdacht, man muss aber wissen, dass diese oft Vollprofis sind und sich voll und ganz auf den Radsport konzentrieren.
Frustrierend ist, dass Rundumschläge und Unterstellungen aber von vielen Personen, besonders auch in der „Anonymität“ des Internets, ohne Hemmungen ausgeteilt werden. Nicht selten gehen Gratulationen, dann direkt in Dopingdiskussionen über. Natürlich gibt es auch ehrliche Gratulanten, die sich mit dem Sportler freuen. Trotzdem bleibt der fade Beigeschmack und vor allem aber die Tatsache, dass dieses hemmungslose Unterstellen dem Radsport schadet, und zwar genau so wie es das Doping selbst auch tut. Natürlich gibt es schwarze Schafe – die es übrigens unter den Topfahreren, wie auch unter den restlichen Teilnehmern geben kann und laut diversen Studien und Medienberichten auch gibt. Das www bietet dazu einiges, wer nachlesen möchte.
Ein gutes Beispiel für solche respektlosen Behauptungen ist auch die Leistung des diesjährigen Ötztaler-Siegers, welcher mehrmals den ÖRM in jeweils super Zeiten fuhr. Laut seinen eigenen Angaben konzentrierte er sich seit Anfang des Jahres voll und ganz auf den Ötzi, trainierte akribisch und in sehr hohem Zeitumfang. Dazu ist manchmal gerade bei solchen Rennen auch etwas Glück von Nöten, um die richtige Gruppe zu erwischen und nicht die falschen Fahrer ziehen zu lassen. Ein Ausdauertalent ist er ohnehin und so ist für mich seine Leistung nachvollziehbar. Ob der Sieger nachgeholfen hat oder nicht kann natürlich ohne Kontrollen letztendlich nicht festgestellt werden, dies rechtfertigt aber nicht Behauptungen aufzustellen, die nicht nur an Rufmord grenzen, sondern dies auch tatsächlich ist. Und zwar nicht nur für den Sportler selbst, sondern auch für den gesamten Radsport.
Für mich ist die Leistung des Ötztaler Radmarathon-Siegers 2016 jedenfalls eine Motivation in dem Bewusstsein, dass ich noch viele schöne ÖRM-Jahre vor mir haben kann!
Ähnlich verhält es sich damit, wenn ein Sprintweltmeister eine Bombenzeit beim Ötzi hinlegt, die übrigens ebenfalls mit sehr viel zielgerichtetem Training und jahrelanger Erfahrungen zustande gekommen ist. Schließlich ist der Sprinter seit über 10 Jahren auf den Radsport fokussiert und trainiert ebenso lange professionell.
Meiner Meinung nach sollte dem Radsport zu liebe umgedacht werden und gute Leistungen nicht zwangsläufig mit Doping in Verbindung gebracht werden. Als Trainer weiß ich bzw. hat sich durch meine langjährige Erfahrung bestätigt, dass es unterschiedliche Talente gibt und unterschiedliche Typen – einige SportlerInnen bringen mit weniger Training die gleiche Leistung, wie andere mit mehr. Es gibt viele Parameter die bei sportlichen Leistungen eine Rolle spielen. Die eigene Leistung aber mit der Leistung eines erfolgreicheren Sportlers als man selber ist zu vergleichen und dann zu sagen „ich trainiere so fleißig und der ist besser wie ich, das kann nicht sein, natürlich dopt der“, das ist meiner Ansicht nach nicht nur frech sondern zeugt von Charakterlosigkeit.
Meinen Respekt haben auf jeden Fall alle StarterInnen des Ötztaler Radmarathons die diesen finishen konnten und ich freue mich auf die nächste Teilnahme, bei herrlicher Kulisse und toller Organisation.
Ride on Rubi
vielen dank für diese offenen worte. wir haben alle keine 100% ige sicherheit, aber alle spitzenleistungen unter generalverdacht zu stellen und falsch und unsportlich.
grossen respekt und gratulation zu deiner leistung
Danke Daniel !!!
Gut geschrieben, das trifft genau den Punkt!
Ich bin ca. 10 Jahre Radmarathons und Bergrennen auf „mittlerem“ Niveau gefahren. Ich
Habe schnell bemerkt, dass es Leute gibt die auf Training besser reagieren wie andere. Dazu kommen noch andere Faktoren wie Glück und Tagesverfassung. Leute die solche pauschalen Behauptungen aufstellen haben das nicht verstanden.
Alles Gute für deine weiteren Ötzis!
Ich bin dieses Jahr das erste mal dabei gewesen und ihn auch mit meiner persöhnlichen Zielzeit beendet. Ich finde deine Worte und Kommentere genau auf den Punkt . Danke … mich hat das Fieber gepackt und ziege den Hut vor solchen Leistungen ….
Vorerst – super geschriebener Bericht von dir Rubi.
Weiters der ganze Doping-kram interessiert mich eigentlich sehr wenig, bzw. ich befasse mich nicht damit, weil ich nicht unnötig Energie vergeuden möchte mit dem Ärger – was andere Sportler so treiben. Aber auch weil ich absolut der Meinung bin, dass mit der richtigen ehrlichen Einstellung im Kopf so gut wie alles möglich ist und dazu braucht es kein GIFT (Doping).
Im Endeffekt bescheisst ma sich selbst auf das letzte – weil wie kann ma seinem Körper auf Dauer, durch Chemie oder was da so alles gibt, mehr zu muten als dieser im Stande ist ?! Ich beschäftige mich lieber mit mir SELBST – VERTRAU somit mir selbst !!!
So wollt nur kurz jetzt 1x meinen Senf dazu geben … gruß Pat
… und wie viele der Doping Sünder haben ähnliches von sich gegeben bevor sie erwischt wurden?
… danke für die nette Unterstellung „FLO“!!
http://i0.wp.com/www.speed-ville.de/wp-content/uploads/2015/05/team-beraldo-hornetz-04.jpg
und da will mir jemand erzählen das der bernd vom Doping seines Teamkollegen nichts mitbekommen hat.
Lächerlich
Um dieses Thema geht es in meinem Beitrag gar nicht!
Danke für die offenen Worte, Daniel!
Du hast auf dieser Seite mal einen Rennbericht über den Ötzi angekündigt.
Du hast sicherlich wenig Zeit – aber kommt der Bericht noch?
Grüsse Michael
Hallo Michael,
mein Bericht würde extrem den Bericht vom Vorjahr:
http://www.rubi.at/2015/09/03/oetztaler-radmarathon-2015/
ähneln. Heuer war nur der kleine aber feine Unterschied, dass wir Tiroler die Italiener mit Attacken schocken konnten und diese geschwächelt haben. Sonst läuft leider immer alles recht gleich ab …
LG Rubi